Bonsai ist nicht gleich Bonsai, das ist wohl jedem schon klar. Es gibt diverse Formen der Bonsaigestaltung für verschiedene Vorlieben und Pflanzen.
In diesem Artikel wollen wir auf die geläufigsten Formen eingehen.
Die Optik der asiatischen Formen beruhen auf einer fast 2000-jährigen Tradition. Daraus entwickelten sich im Laufe des 20 Jahrhunderts die heutigen geläufigen Gestaltungsformen.
Neben traditionellen und streng an Formen geknüpften Stilen, gibt es auch neutralistische Formen, die darauf abzielen, die Bonsai so zu gestalten, dass sie den Bäumen in der freien Natur sehr ähnlich sehen.
Hokidachi
Der Hokidachi (箒立ち) kann zu Deutsch als aufrechte und gerade Form verstanden werden. Er wird auch als Besenform bezeichnet. Laubbäume mit einer feinen Verzweigung eignen sich am besten für die Form der Bonsaigestaltung.
Wichtig ist hier der korrekte Schnitt. Wenn das Laub gut und richtig wachsen kann, so bekommt die Baumkrone eine schöne Halbkreisform. Der Stamm kann, wenn er richtig wächst wie ein Besenstil aussehen, gerade dann, wenn der Stamm sich nach oben hin verjüngt und an der Basis einen ausgeprägten Wurzelteller aufweisen kann.
Diese Basis erhält man genau dann, wenn die kleinen Wurzelenden in der Form eines Sterns vom Stamm weglaufen.
Im Prinzip ist der Hokidachi sehr pflegeleicht und einfach zu gestalten. Dazu schneidet man in regelmäßigen Abständen einfach alle überstehenden Triebe vorsichtig ab. Man sollte hierbei, wie allgemein üblich, auf scharfe Bonsaischeren zurückgreifen, um den Baum nicht zu stark zu verletzen und den Heilungsprozess nicht zu verlängern. Auf elektrische Scheren verzichten wir.
Alle 2 bis 4 Jahre sollte man den Besenform-Bonsai dann etwas stärker zurückschneiden. Hierdurch erreicht man eine feine Verästelung in der Baumkrone und verhindert zusätzlich die Entstehung von Kahlstellen.
Um die Besenform aufrecht zu erhalten gibt es einen kleinen Trick. Nachdem der Baum seine Blätter verloren hat und kahl ist, bindet man die Zweige mit einem Band aus Naturfasern, z.B. einem Juteband, zusammen. Damit verhindert man eine Verfächerung und stabilisiert die Form zudem noch. Treiben die ersten Blätter aus, einfach das Band wieder entfernen.
Chokkan
Der Chokkan (直幹), kann als aufrechter Stamm übersetzt werden, ist eine sehr streng aufrechte Form des Bonsais. Beschneidung und Drahtung dieser Form des Bonsai ist ebenfalls recht einfach, da sie auch in der freien Natur recht häufig anzutreffen ist.
Wichtige Voraussetzungen sind hier jedoch genügend Freiraum, ausreichend Sonnenlicht und genügend Frischluft „zum Atmen“.
Hauptmerkmal dieser Bonsaiform ist der gerade Stamm, wie es der Name schon verrät. Es ist jedoch auch möglich aus ein wenig schief gewachsenen Bäumen einen Chokkan zu gestalten. Das ist dann jedoch mit etwas mehr Arbeit und Zeit verbunden.
Wie sieht ein Chokkan im Idealfall also aus?
Nun für diese Bonsaiform ist es charakteristisch, dass der Stamm an seiner Basis recht robust und stabil ist und sich nach oben hin erkennbar verjüngt. Die reinste Perfektion wäre es, wenn die Baumspitze direkt senkrecht über dem Wurzelansatz zu finden ist.
Idealerweise bildet die Baumspitze jedoch nicht den Abschluss des Bonsais, sondern das unmittelbar darunterliegende Astgeflecht ragt nach oben und bildet eine zur Wuchsrichtung (zu Sonne hin) ausgeprägte Krone. Die Äste beginnen erst bei ca. einem Viertel des Stammes zu wachsen.
Die verschiedenen Ebenen der Äste sollten zudem nicht zu eng übereinander liegen, damit ein freier Wuchs gewährleistet werden kann.
Kengai
Kengai (懸崖), zu Deutsch Kaskade, bildet die Kaskadenform eines Bonsais. Diese Form findet man in der freien Natur eher an steilen Klippen. Die Zweiges dieses Bonsais sind stets nach unten gerichtet.
Es kann durchaus schwierig sein eine solche Bonsaiform zu pflegen, da die Wuchsrichtung gegen den natürlichen Trieb nach oben zu wachsen geht. Daher ist es wichtig den richtigen Topf und den richtigen Platz zu wählen.
Man sollte eine recht hohe Schale nehmen, deren Rand dem Bonsai genügend Halt bietet. Zusätzlich sollte man den Bonsai eher auf einem Podest platzieren, damit es nach unten hin genug Platz gibt zum Wachsen.
Ein kräftiger Wurzelwuchs bildet hier die Basis dieses Bonsais. Der Kengai wächst dann zunächst ein kleines Stück nach oben und beugt sich dann herab. Am Schalenrand bildet sich dann die Krone aus. Am absteigenden Teil bilden sich dann regelmäßig rechts und links die Äste aus, die auf jede Fall eher horizontal wachsen sollen, damit das Gleichgewicht gewahrt wird.
Moyogi
Moyogi (模様木) ist die frei aufrechte Form des Bonsai. Im Gegensatz zum Chokkan muss die Form des Stammes, der sich nach oben hin verjüngt, nicht gerade sein, sondern verläuft typischerweise in einer S-Form.
Diese S-Form ist an der Basis des Baumes stärker geschwungen als an der Spitze und die Schwungelemente sind nach oben hin immer kürzer. Die Äste entspringen dabei jeweils an einer der Biegungen.
Die Grundlage bildet hier wieder ein stark ausgeprägtes Wurzelgeflecht. Diese Basis begünstigt eine optimale Gewichtsverlagerung der Baumkrone, welche typischerweise eine ungleichmäßige dreieckige Form aufweist.
Bei der Wahl der Bonsaischale sollte auf ein flaches bis mittelhohes Gefäß zurückgegriffen werden. Entscheidend für die Höhe der Schale ist die Dicke des Stammes, genauer gesagt im Bereich des Wurzelhalses. Beim Einpflanzen in die Bonsaischale teilt man sich diese in Segmente ein und pflanzt zwischen dem ersten und zweiten Drittel ein.
Bunjingi
Der Bunjingi (文人木) kann als Meisterschaft unter den Bonsai angesehen werden. Er sieht recht simpel und einfach aus. Doch genau hier liegt der Teufel im Detail. Durch die wenigen Elemente müssen diese sehr gut bearbeitet und aufeinander abgestimmt sein. Fehler werden hier nur schmerzlich verziehen.
Ein Bunjingi wird auch als Literaten Bonsai bezeichnet. Er zeichnet sich durch seine längliche und leicht geschwungene Stammform aus.
Der Wurzelansatz, im Japanischen als „Nebari“ bezeichnet ist eher recht dezent. An den wenigen Zweigen zeigen sich nur kleine Polster und auch die Krone ist eher zurückhaltend. Alles in allem macht dieser Bonsai aber eine edle Figur. Könnte man hier vielleicht einen Vergleich zu einem alten gelehrten Literaten ziehen und so den Namen erklären?
Durch seine recht dünne Stammform und die kleine Krone steht dieser Bonsai von sich aus schon recht stabil. Aus diesem Grund sollte man ihn in eine möglichst flache Schale einpflanzen.
Erfahrene Bonsaizüchter verkleinern sogar den Umfang der Schale in dem Maße, je länger und dünner der Bonsai ist.
Fukinagashi
Fukinagashi (吹流し) kann man mit Luftschlangen übersetzen. Diese Art der Gestaltung wird auch als windgepeitschte Bonsaiform bezeichnet. Diese als eine der lebendigsten Bonsaiformen kommt vor allem bei Bäumen auf freien Feldern oder in Küstennähe vor.
Der Wind weht hier meist von eine Seite und formt den Bonsai so natürlich. Somit ist eine Seite immer dem Wind zugewandt.
Das spiegelt sich auch in seinem Wurzelgeflecht wieder. Der stützende Wurzelteil befindet sich auf der dem Wind abgewandten Seite, wobei die stärkeren Zugwurzeln zu der Seite hin wachsen, aus der der Wind weht.
Ziel der Bonsaikunst ist es, den Bäumen eine möglichst naturgetreue Form zu geben. Hier spielen Umwelteinflüsse und Wetterphänomene natürlich eine Rolle. So bekommen herausstehende Bäume öfter Blitzschläge ab, was sich in Stellen ohne Rinde widerspiegelt. Das kann man auch mit dem Bonsai machen.
Man spricht dann von Jin und Shari. Jin ist die Bezeichnung für einen ganz oder nur zum Teil entrindeten Zweig. Shari beschreibt einen ganz oder teilweise entrindeten Baumstamm.
Es ist nicht ganz einfach, diese Elemente zu implementieren. Wenn, dann sollte es nur bei einem immergrünen Bonsai stattfinden (z.B. Fukientee oder Wacholder Bonsai), um den natürlichen Look beizubehalten.
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Sokan
Der Sokan (双幹) ist eine Variante des Mehrfachbaums und wird mit Doppelstamm-Bonsai oder auch „Vater und Sohn“ übersetzt.
Er besteht im Wesentlichen aus zwei Stämmen, die aus dem gleichen Wurzelgeflecht entspringen. Der Hauptstamm ist in der Regel etwas voluminöser, der zweite Stamm ist etwas schmaler ausgeprägt. Der breitere Stamm wächst dabei gerade nach oben und der der kleinere Stamm neigt sich etwas zu Seite.
Auch wenn die beiden Stämme etwas unterschiedlich aussehen mögen, so bilden sie dennoch eine Einheit. So ist es charakteristisch, dass die Stämme eine gleiche Bewegung ausführen in Sachen Wuchsrichtung.
Aus etwas mehr Entfernung kann man eine dreieckige Silhouette erkennen.
Was die Bonsaischale angeht, so sollte man eher auf eine sehr flache, ovale oder doch runde Schale zurückgreifen. Einfach in die Mitte pflanzen wäre dabei jedoch die falsche Einstellung. Die Position innerhalb der Schale richtet sich nach dem Schwerpunkt des Sokan.
Kabudachi
Der Kabudachi (株立(ち) wird zu Deutsch auch mit „auf Baumstumpf stehend“ übersetzt. Einfach gesagt, handelt es sich hier um einen Mehrfachstamm-Bonsai.
Mehrere Stämme entspringen hier aus einer gemeinsamen Wurzel. Die einzelnen Stämme können dabei unterschiedlich ausgeprägt sein sowohl im Aussehen als auch in der Anzahl. Generell gilt aber, dass es erwünscht ist, dass die Anzahl der Stämme ungerade ist. Warum ungerade? In der japanischen Philosophie wird eine gerade Anzahl an Stämmen als unharmonisch angesehen.
Den Mehrfachstamm-Bonsai gibt es dabei in unterschiedlichen Formen. So kommt er als windegepeitschter, aufrechter oder geneigter sowie als nach unten geneigter Bonsai vor.
Für einen kräftigen Stand sorgt ein recht kräftig ausgeprägtes Wurzelwerk. Selbst die recht feinen Wurzeln, die sogenannten Hige Ne sind nach allen Seiten hin ausgeprägt und geben dem Wurzelgeflecht von oben her betrachtet dir Form eines Sterns.
Die Stämme mit ihren unterschiedlichen Ausführungen sind natürlich ein Blickfang, aber auch die Krone weiß zu überzeugen. Verschiedene Dreieckskonstellationen bilden im Verbund eine prächtig anmutende Krone, die mit einer gewissen Asymmetrie besticht.
Ein Kabudachi kann innen oder als Outdoor-Bonsai gezüchtet werden. Bei der Auswahl der passenden Schale ist darauf zu achten, dass diese länglich, eckig oder oval von der Form her ist.
Für einen optimalen Stand des Kabudachi platziert man ihn nicht direkt im Zentrum der Schale sondern ein wenig dezentral. So kann das Wurzelgeflecht entsprechend stabil wachsen.
Ikadabuki
Will man diese Bonsai-Form beschreiben so greift man hier auf die Beschreibung eines Floß (筏) zurück. Warum?
Was passiert, wenn ein Baum während deines Sturmes entwurzelt wird? Er fällt um, die Wurzeln bleiben intakt und die nach oben zeigenden Äste wachsen im Verlauf weiter nach oben. Eben so kann man sich den Ikadabuki-Bonsai vorstellen.
Auf der Unterseite des umgestürzten Stammes befinden sich weiterhin Wurzeln und entstehen neue Wurzeln. Aus den aufsteigenden Ästen entstehen im Verlauf jeweils einzeln Stämme.
Will man sich einen solchen Bonsai gestalten, so muss man sich überlegen, wie man ihn züchten will. Bei einer recht engen Stammfolge sollte man darauf achten, dass die Stämme leicht nach außen hin wachsen. Sollen die Stämme doch etwas freier stehen, so sind der Gestaltung der Stämme keine Grenzen gesetzt. Um die asiatische Philosophie wieder aufzugreifen, sollte die Anzahl der Stämme ungerade sein, da ungerade Zahlen als harmonisch angesehen werden.
Der Hauptstamm sollte natürlich der mit dem höchsten und dicksten Stamm sein. Dieser sollte jedoch nicht direkt in der Mitte stehen sondern eher im ersten Drittel der Bonsaisschale, wenn man vom Rand her blickt.
Apropos Bonsaischale! Die Wahl fällt hier auf eine langgezogene Bonsaischale oder ein rechteckiges Tablett. Auch hier sollte der Stamm nicht im Zentrum der Schale liegen.
Ein gewisses optisches Ungleichgewicht sorgt am Ende doch noch für ein harmonisches Gesamtbild, welches durch eine Krone aus vielen Dreieckformen abgerundet wird.
Buchempfehlungen zum Thema „Bonsai gestalten“
Folgende Literatur können wir ergänzend für die Pflege & Gestaltung verschiedener Bonsais mit gutem Gewissen weiter empfehlen:
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